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Hi, ich bin Jessica, 26 Jahre alt. Ich persönlich verbinde mit dem Thema Verschwörungen seit Jahren sehr viele Erinnerungen und Emotionen. In meiner Kindheit und frühen Jugend war mein Vater meine engste Bezugsperson. Doch zunehmend erzählte er mir von diversen Verschwörungen, mit denen er sich täglich in seiner Freizeit befasste und die für ihn als die einzige Wahrheit galten.
Bei mir entwickelten sich viele Unsicherheiten, Ängste bis hin zu großen Vertrauensproblem gegenüber Menschen und der Gesellschaft generell. Mir fiel es wirklich schwer, noch an das Gute zu glauben, wenn doch laut meines Papas hinter allem irgendetwas Böses steckte.
Mich machte es traurig ihn so zu sehen, teilweise verzweifelt und wütend, während er die doch negativ geprägten Verschwörungsinhalte konsumierte.
Als ich mir dann in meiner Jugend langsam meine eigenen Interessen und Überzeugungen aufbaute und mir seine belastenden Inhalte nicht mehr anhören wollte und konnte, kam es oft zu Konflikten.
Doch für mich war schnell klar, dass ich meinen Alltag und mein Leben anders gestalten und nutzen möchte. Der erste wichtige Schritt in diese Richtung war die räumliche Trennung von meinem Vater und danach der stückweise Aufbau meiner eigenen Familie mit ihren ganz eigenen Überzeugungen und anderen Lebensweisen.
Dies hat mir letztendlich dabei geholfen, wieder optimistisch durchs Leben zu gehen und vor allem anderen Menschen vertrauen zu können.
Viele Gespräche, unter anderem auch mit einer Beratungsstelle für Angehörige von Verschwörungsgläubigen, waren nötig, um diese komplexe Situation zu reflektieren und herauszufinden, was ich möchte und brauche.
Heute habe ich wieder recht regelmäßigen Kontakt zu meinem Vater, weil wir die Bedingung aufgestellt haben, dass wir miteinander nur noch über Persönliches sprechen und das Politische komplett außen vorlassen. Und das klappt so für uns beide bisher ganz gut.